Spannung auf See: Meine AIDAnova-Cruise mit dem AIDA Special „Crime & Sea“

Der Check-in in Hamburg lief typisch AIDA: gut organisiert, zügig, mit dem vertrauten Gefühl, nach Hause auf ein bekanntes Schiff zu kommen. AIDAnova ist groß, laut und bunt – ein schwimmendes Hotel mit 18 Decks, Promenade, Beach Club, Theatrium und einem kulinarischen Angebot, das von Brauhaus über Street-Food bis Fine Dining reicht. Anfang Dezember hängt über allem eine festliche Stimmung: Lichterketten, Adventsdeko, winterliche Drinks in den Bars, während an Deck der Wind pfeift und im Inneren überall warme Farbtöne und Musik laufen. Noch bevor wir überhaupt abgelegt hatten, war klar, dass dieses Special ernst gemeint ist: Crime-&-Sea-Branding auf Screens, separate Programminfos, und überall Hinweise auf Lesungen, Prime-Time-Auftritte und Workshops, die sich über die ganze Woche verteilen.

Der erste Seetag nach dem Auslaufen ist auf dieser Reise Gold wert: Zeit, das Schiff neu zu sortieren, Bordkarte zu verinnerlichen und gleichzeitig tief ins True-Crime-Thema einzutauchen. Während andere Gäste klassisch mit Spa, Fitness und Buffet starten, füllt sich das Theatrium schon am Vormittag mit Menschen, die auf den ersten Talk mit den Crime-Coaches warten. AIDA baut das Programm bewusst so, dass man zwischen „normaler“ Kreuzfahrt – Sauna, Außenbereich, Essen, Shows – und Crime-Sessions pendeln kann: Vormittags eine Einführung in Ermittlungsarbeit und Profiler-Methoden, nachmittags frei für Kaffee auf der Oceanview-Terrasse Lanai Bar , abends dann die erste Lesung mit Star-Autor Sebastian Fitzek , der nicht nur aus seinem aktuellen Psycho-Thriller ( "Der Nachbar"*Amazon Link )vorliest, sondern auch Einblicke in Recherche, Figurenentwicklung und reale Fallinspiration gibt. Spätestens da kippt das Gefühl von „Eventreise“ in „wir sind mittendrin“: Gänsehaut im Theatrium, Stille im Saal, und danach Schlange zur Signierstunde – ein Moment, den man an Land so konzentriert selten erlebt.

Le Havre ist der Sprungpunkt für Ausflüge nach Paris, aber auch selbst eine Stadt, die zwischen Hafenindustrie und moderner Architektur schwankt. Viele nutzen den langen Liegetag (bis in den späten Abend hinein) für die Hauptstadt, Louvre, Eiffelturm oder Weihnachtsmärkte; andere bleiben in Le Havre oder kehren früher zurück, um das Abendprogramm an Bord mitzunehmen. Auf dieser Reise lohnt sich letzteres besonders, weil Autorinnen wie Elisabeth Herrmann ins Rampenlicht treten – mit Geschichten, die zwischen TV-Krimi, Roman und Radio-Tatort pendeln. Die Mischung aus deutschen und internationalen Settings der Geschichten passt zur Route: Man sitzt auf einem deutschen Schiff, hört Krimis, die in Berlin oder Brandenburg spielen, und liegt gleichzeitig in einem französischen Hafen vor Anker – eine seltsam stimmige Überlagerung von Welten. Abends verlagert sich alles nahtlos in das sonstige Bordleben: Dinner in einem der Buffetrestaurants oder Spezialitätenlokale, ein Drink an der Bar, vielleicht ein Abstecher in den Beach Club, während oben die Kuppel in wechselnden Farben leuchtet.

Southampton ist der klassische Einstieg in britische Seefahrts- und Literaturgeschichte, Tor zur Isle of Wight oder nach London – je nach gewähltem Ausflug. Für eine Crime-&-Sea-Reise liegt der Gedanke an britische Krimitraditionen nah: Sherlock Holmes, Agatha Christie, Nebel, Backsteingassen. Der Kontrast zwischen Hafenrealität und Krimifiktion passt zum Programm an Bord, wo Spezialisten wie Tatortreiniger Marcell Engel oder Fallanalytiker Carsten Schütte Einblicke in reale Fälle, Tatorte und Ermittlungspsychologie geben. Wenn Engel etwa über mehr als 15.000 gereinigte Tatorte, Spuren im eigenen Leben und Trauma-Bewältigung spricht, wird bewusst, wie nah an den Menschen dieses Thema ist. Am selben Tag können Experten wie Dr. Thorsten Suesse oder weitere Fachleute aus Medizin und Kriminalistik Aspekte wie Rechtsmedizin, Täterüberführung oder forensische Details beleuchten – man geht danach anders durch die Stadt und sieht in jeder Ecke potenzielle Geschichten.

Ein besonderes Highlight sind die interaktiven Workshop-Formate wie die Tatortanalyse: Gäste arbeiten an einem nachgestellten Tatort, sichern Spuren, rekonstruieren Tathergang und versuchen, anhand von Indizien und Zeugenangaben ein Täterprofil zu entwickeln. Das ist kein Escape Room, sondern eher ein Crashkurs in kriminalistischem Denken – geleitet von den Crime-Coaches, die zeigen, wie man Widersprüche erkennt, Hypothesen prüft und sich der Wahrheit nähert. Für uns war das einer der Momente, in denen die Reise ihren Kern zeigt: Man ist nicht nur passiver Konsument von Lesungen, sondern wird aktiv Teil eines Ermittlerteams, diskutiert mit anderen Gästen, lacht zwischendurch, und merkt doch, wie ernst das Thema ist. Dass all das auf einem Schiff zwischen Nordsee, Ärmelkanal und Atlantikküste passiert, macht den Kontrast noch stärker.

Das Publikum auf Crime & Sea wirkt auf den ersten Blick wie jede andere AIDA-Mischung, verschiebt sich aber in Richtung True-Crime-Fans: viele Paare, Freundesgruppen, einige Alleinreisende, insgesamt etwas weniger Kinder als auf klassischen Ferienrouten. Man unterhält sich schnell – beim Kaffee, an der Bar, in Warteschlangen vor Lesungen – über Lieblingsfälle, Bücher, Podcasts. Die Stimmung bleibt dabei fast durchgehend respektvoll und interessiert; es geht nicht um Voyeurismus, sondern um Hintergründe, Motive, Prävention. Auch wer „nur“ wegen der Route und des Schiffes bucht, findet genug klassisches Programm, um die Crime-Elemente eher als Bonus zu sehen. Für uns als Paar war genau dieses Setting perfekt: genug Ruhe, um intensiv zuzuhören, genug Austausch mit Gleichgesinnten, ohne dass es seminarhaft wurde.

Die Reiseroute dieser Crime-&-Sea-Special-Kreuzfahrt im Dezember 2025 sah offiziell so aus: Start in Hamburg am 06.12. um 17 Uhr, ein voller Seetag, dann Rotterdam (08:00–18:00 Uhr), Zeebrügge/Brüssel (08:00–17:00 Uhr), Le Havre/Paris (09:30–21:30 Uhr), Southampton (07:00–19:30 Uhr), ein weiterer Seetag und schließlich Ankunft in Hamburg am 13.12. gegen 08:00 Uhr. Insgesamt 7 Nächte, 1.214 Seemeilen, Nordsee und Ärmelkanal im Winterlicht. Vier Metropolenhäfen plus zwei Seetage – bildet das stabile Gerüst.