Hatshepsut Tempel
Zwischen Fels und Pharaonin: Der Hatshepsut‑Tempel in Deir el‑Bahari
Der Tempel der Hatschepsut in Deir el‑Bahari wirkt wie ein architektonischer Akkord aus Stein, Licht und Felswand: drei gestaffelte Terrassen, verbunden durch breite Rampen, als habe jemand die Logik der Wüste in Linien übersetzt und direkt in die steile Kalksteinwand unter den Thebanischen Klippen eingespannt.
Wer vom Tal der Könige herüberkommt und den Blick hebt, merkt sofort, warum dieser Totentempel als eines der Meisterwerke der 18. Dynastie gilt. Er gehört Hatschepsut, der Pharaonin, die sich als König darstellen ließ – mit zeremoniellem Bart und Krone –, um ihre Herrschaft zu legitimieren: selbstbewusst, strategisch und mit einem Sinn für die Wirkung von Architektur. Entstanden ist der Tempel zwischen dem 7. und 22. Regierungsjahr Hatschepsuts, mutmaßlich entworfen von ihrem mächtigen Vertrauten Senenmut, der als Architekt, Verwalter und Erzieher ihrer Tochter Neferure im Zentrum des Projekts stand. Der Bau, vollständig aus hellem Kalkstein, ersetzte die üblichen Pylone durch offene Pfeilerhallen und Portiken; in der Antike war er farbig gefasst, von Gärten, Balsambäumen und Sphingenallee gerahmt – heute erscheint er in der klaren Strenge des Materials, doch seine Reliefs bewahren die Geschichten.
Wo liegt der Hatshepsut Tempel ?
Praktische Tipps
Für den Besuch hilft ein Rhythmus, der dem Licht folgt. Früh am Morgen liegt die Felswand kühl, die Schatten der Pfeiler sind lang und die Terrassen noch leer genug, um Reliefs ruhig zu studieren. Wer fotografiert, hat auf den unteren Rampen Vordergrundlinien, die die Tiefe betonen; ein Polfilter hilft bei Reflexen auf glattem Stein, ein leichtes Tele isoliert Szenen der Punt‑Expedition oder Hathor‑Kapitelle, ohne die Ruhe der Komposition zu stören. Mittags brennt die Sonne in den Kessel und legt die architektonische Geometrie frei, aber die Hitze fordert – Wasser, Kopfbedeckung, Sonnenschutz und rutschfeste Schuhe sind keine Empfehlung, sondern Voraussetzung. Der Blick über die Achse des Aufwegs, von der obersten Terrasse zurück in Richtung Nil, verbindet Tempel und Landschaft zu einer einzigen Setzung; am späten Nachmittag taucht die Sonne die Felskulisse in warmes Ocker, während Details plastisch hervortreten.
Im inneren „Drehbuch“ des Tempels steckt Politik, Religion und Biografie. Die langen Kolonnaden sind eine Abfolge von Szenen, die Hatschepsuts Beziehung zu Amun, ihre göttliche Legitimation und die Stabilität ihrer Regentschaft erzählen. Berühmt ist die Darstellung der Expedition nach Punt: Händler, myrrhetragende Bäume mit Wurzeln im Ballen, die Königin des mythischen Landes – ein Panorama von Fernhandel und Diplomatie, das Reichtum nicht im Krieg, sondern im Austausch verankert. Gegenüber stehen Obelisken‑Reliefs, die das Brechen, Transportieren und Aufrichten der Monumente in Karnak zeigen, als hätte die Königin ihre Fähigkeit zur Monumentalität in eine bebilderte Anleitung gegossen. Heiligtümer für Amun‑Re und Hathor verankern den Ort theologisch; die Hathor‑Kapelle mit ihren kapitellgekrönten Säulen knüpft den Tempel an Musik, Liebe und die westliche Wüste als Sphäre der Göttin. Hinter den offenen Höfen ziehen sich Räume, die das zyklische Ritual der Vereinigung mit dem Gott und die Feier des königlichen Ka in Stein binden; Djeser‑Djeseru – „Das Heiligste der Heiligen“ – nennen die Ägypter den Kern.
Das Umfeld ist bewusst gewählt und vielstimmig. Deir el‑Bahari bildet einen Talkessel heiliger Architektur: Nebenan liegt der ältere Terrassentempel Mentuhoteps II. aus dem Mittleren Reich, dessen Idee Hatschepsuts Bau aufgreift und überhöht, und etwas weiter nördlich der Totentempel Thutmosis’ III. Die westliche Nekropole mit dem Tal der Könige im Rücken und der Nil im Blick verband die Welt der Lebenden mit der der Götter; später nutzten koptische Mönche die Anlage und gaben dem Ort seinen arabischen Namen „nördliches Kloster“. Dass Hatschepsuts Nachfolger Thutmosis III. viele ihrer Namen und Statuen tilgen ließ, gehört zur Geschichte des Ortes: Damnatio memoriae als Versuch, Erinnerung zu löschen – doch die Architektur hat länger geatmet als politische Absichten, und moderne Restaurierungen, besonders durch polnische Teams, haben Bildprogramme wieder lesbar gemacht.
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Praktisch gilt: früh starten, wenn möglich vor den großen Reisegruppen, die oft aus Luxor‑Stadt oder Hurghada eintreffen; Tickets bereithalten und Kleingeld für kleine Extras wie Elektro‑Shuttle vom Parkplatz zur Anlage einkalkulieren, falls verfügbar. Drohnen sind tabu, Stative teils eingeschränkt, respektvoller Abstand zu Reliefs und keine Berührungen sind selbstverständlich – jeder Fingerabdruck ist ein Eingriff in 3.400 Jahre Geschichte. Die Kombination mit Karnak am Ostufer ergibt inhaltlich Sinn, weil Obelisken‑Szenen und Amun‑Kult dort weiterklingen. Für die kühle Saison genügen leichte Schichten, in den Sommermonaten sind frühe Stunden und ausreichend Wasser der Schlüssel; wer mit Kindern reist, findet in den klaren Formen des Tempels eine fast grafische Einfachheit, die auch junge Augen fesselt, wenn Geschichten miterzählt werden. Passende Fach Lektüre* zum Thema
weitere Informationen über Hatshepsut gibt es unter Wikipedia , geo.de , egipto.com und über aegypten-online.de,
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